Für die Deutschen

Best of Physiker: Sparwut und Heimatwahn machen auch vor Dürrenmatt nicht Halt

Animiert durch den Grosserfolg der letzten Eigenproduktion, einer auch literarisch hochwertigen szenischen Collage, plant Regisseur Wild und sein Team am Casinotheater Winterthur eine ambitiöse Inszenierung der berühmten «Physiker» von Friedrich Dürrenmatt. Die früher viel gespielte Komödie aus jener fernen Zeit, als es das Wort Spasskultur noch gar nicht gab, soll entstaubt und aktualisiert werden. Eine auschliesslich deutsche Besetzung soll den gewissen hochkulturellen Flair garantieren und – als willkommene Synergie – dem stark gestiegenen Anteil der Deutschen an der ausländischen Wohnbevölkerung Rechnung tragen. Die neue Losung heisst also: weg vom heimischen Schwank! Aber noch vor der ersten Probe treten unerwartete Schwierigkeiten auf. Der Betriebsberater und Marketingexperte Marc Schaeppi, der Leiter des neuen wichtigen Meet & Greet Departments des Casinotheaters, sieht Synergie als Sinnergie und mischt sich in den künstlerischen Prozess ein. Seine gnadenlos kreativen Massnahmen haben ebenso katastrophale wie unfreiwillig komische Folgen für das Stück, das die unsensible Kommerzialisierung nur knapp überlebt.

«Für die Deutschen» ist eine Farce über das bizarre Zusammenspiel von gutgemeinten Qualitätsansprüchen, entfesselter Sparwut und ökonomisch gesteuertem Heimatwahn.

 

Mit Jessica Früh, Esther Gemsch, Catriona Guggenbühl, Katharina von Bock, Lorenz Claussen, Patrick Frey, Manuel Löwensberg, Volker Niederfahrenhorst, Andreas Storm

Buch: Patrick Frey
Regie: Katja Früh

Fotos: Bernhard Fuchs

Spielzeit

August bis September 2009